Vor der Hochzeit
Bei traditionsbewussten türkischen Familien wird schon die Verlobung nach bestimmten Kriterien abgewickelt. Sobald Mann und Frau sich entschieden haben zu heiraten, besucht die Familie des Bräutigams die Familie der Braut. Die Eltern des Bräutigams äußern den Heiratswunsch und betonen, dass sie die Auserwählte ihres Sohnes akzeptieren. Daraufhin ist es am Brautvater, der Ehe zuzustimmen und den Kindern zu gratulieren.
Die Ringe, mit denen die Verlobung besiegelt wird, sind mit einem roten Band verbunden, das ein geliebter Verwandter durchschneidet. Die Verlobten küssen anschließend ihren zukünftigen Schweigereltern die Hand und führen sie als Zeichen der Vereinigung an ihre Stirn.
Die Verlobungsfeier
Die anschließende Verlobungsfeier wird von den Brauteltern organisiert und finanziert, wohingegen die Kosten für das Hochzeitskleid traditionell dem Bräutigam übertragen werden. Insgesamt gleicht die Hochzeit in einigen Teilen der Türkei einem Geschäft zwischen den Familien. Schönheit, Ausbildung und Fähigkeiten der Braut werden von den Eltern des Bräutigams beurteilt und schließlich als Brautpreis der Familie der Frau gezahlt.
Das Hochzeitsfest
In der Türkei folgt die eigentliche Trauung erst nach dem Hochzeitsfest, zu dem alle Freunde und Bekannten eingeladen werden, um ausgelassen zu feiern. Diese Feierlichkeit dauert meistens mindestens drei Tage und wird nach Geschlechtern getrennt abgehalten – die Frauen verbringen die Feier bei der Brautfamilie, die Männer zelebrieren die Heirat bei den Eltern des Bräutigams. Auch die Geschenke werden separat überreicht.
Die Zeremonie
Am letzten Tag des Festes erfolgt die eigentliche Zeremonie. Die Braut trägt ein weißes Kleid mit einem roten Schleier, der Jugend, Schönheit und Reichtum symbolisiert. Die traditionelle islamische Trauung wird vom hoça (Prediger) in der Moschee oder im Haus des Bräutigams vollzogen. Am Abend oder Tag darauf folgen dann die gesetzliche Heirat auf dem Standesamt und die Unterzeichnung des Ehevertrags. Ein alter Brauch besagt, dass derjenige, der dabei dem Ehepartner zuerst auf den Fuß tritt, in der Beziehung die „Hosen anhaben“ wird – wenn das immer so einfach wäre.
Und sonst?
Nach der Hochzeit werden dem Brautpaar für den neuen Hausstand verschiedene „bohca“ (Gaben) geschenkt: Ein Koran steht für den Glauben, Mehl sowie Brot symbolisieren ausreichend Nahrung für die Familie, Eier sollen die Fruchtbarkeit der Frau fördern und Salz sorgt der Tradition nach für Harmonie.